Die Bundesrepublik habe sich in den vergangenen Jahrzehnten um Friedenspolitik bemüht, die Sicherheit aber vernachlässigt, meinte sinngemäß John Kornblum, ehemaliger US-Diplomat in Bonn, Berlin, Brüssel und Washington zur aktuellen Debatte um „Zeitenwende“ und eine angemessene Reaktion auf den Überfall der russischen Armee auf die Ukraine.
Der Satz bringt das Dilemma – ein tatsächliches oder vermeintliches? – auf den Punkt: Wie ist das eine mit dem anderen zu verbinden? Welche Handlungsoptionen haben wir?
Die Antworten und Meinungen sind vielfältig und sollen in dieser Gesprächsrunde mit der Politikwissenschaftlerin Dr. Adelheid Garg erörtert und begründet werden.
Interessierte können auch die dreiteilige Reihe zum Thema "Friedensnarrative" besuchen (Kursnummer AW10216, bitte seperat anmelden). Es werden weitere historische Konzepte, kulturell-religiöse Narrative, literarische Erzählungen und bildhafte Darstellungen sowie persönliche Erfahrungen, Ideen und Hoffnungen in den Fokus genommen.
Gemeinsam nähern wir uns der Frage, wie ein friedliches Zusammenleben in Europa und anderen Regionen der Welt in Zukunft gestaltet werden könnte.
Eine Veranstaltung der vhs Murnau in Kooperation mit dem Caritas Mehrgenerationenhaus Murnau im Rahmen der "Langen Nacht der Demokratie".
Sa, 01.10.22, 19:00 - 20:30 Uhr
Dr. Adelheid Garg, Politikwissenschaftlerin
Mehrgenerationenhaus Murnau
gebührenfrei
Anmeldungen sind erwünscht (unter www.vhs-murnau.de, 08841-2288 oder am Infostand am Veranstaltungstag an der Westtorhalle)
Die Veranstaltung wird mit drei weiteren Terminen fortgesetzt:
Friedensnarrative
Erzählungen vom Frieden - oder: Wie wir miteinander leben wollen.
Eine Gesprächsrunde über historische Konzepte, kulturell-religiöse Narrative, literarische Erzählungen und bildhafte Darstellungen sowie persönliche Erfahrungen, Ideen und Hoffnungen.
Von Platons Politeia und der Pax Romana des Kaiser Augustus, über die Benin Könige und Königinnen im Westen Afrikas und das „uhuru“ der Bantu im Süden des Kontinents, über die „Traumzeit“ der Aborigines Australiens, über das Indien Kaiser Ashokas oder Gandhis „ahimsa“, über den „code civil“ Napoleons bis zu den Römischen Verträgen an der Wiege der heutigen EU - die Liste ließe sich fortsetzen: Ziele und Mittel, eine Bürgerschaft oder ein Herrschaftsgebiet zu konstituieren, zu konsolidieren und Frieden im Innern und/oder mit den Nachbarn zu bewahren, waren und sind in Epochen, Kontinenten und Kulturen vielfältig. Frieden aber bedeutete und meint bis heute immer mehr als die Abwesenheit von Krieg.
Schon der sprachgebräuchliche Friedensgruss zielt auf Umfassenderes, Grundlegendes, auf ein zwischenmenschliches Miteinander, wenn nicht auf eine transzendentale Größe, oft hat er seine Wurzeln in der Bedrängnis von Fremdherrschaft oder kriegerischen Auseinandersetzungen: so das hebräische „schalom“, das buddhistisch-hinduistische „shanti“, nicht zuletzt der Friedensgruss aus frühchristlicher Zeit, bezugnehmend auf „einen Frieden, der alle Vernunft übersteigt„ (PhilipperBrief).
Soeben hat Henry Kissinger, ehemaliger US-Außenminister, die Wandlungen unserer Gegenwart verglichen mit denen der Aufklärung im Europa des 18./19. Jahrhunderts. Die globalen Strukturen formieren sich neu und möglicherweise ganz anders. „Zu wissen, dass hinter’m Berg auch Menschen sind und möglicherweise ganz andere“ hatte Theodor Fontane inmitten der Umbrüche der damaligen Zeitenwende geschrieben.
Sie, diese Umbrüche, bergen neben allen Risiken und Gefahren auch eine Chance: zur Wieder- oder Neuentdeckung, zur Bewahrung und Neugestaltung .
Die Politikwissenschaftlerin Dr. Adelheid Garg führt mit mehreren Impulsen in unterschiedliche Friedensnarrative und deren Entstehung ein. Gemeinsam nähern wir uns dann der Frage, wie ein friedliches Zusammenleben in Europa und anderen Regionen der Welt in Zukunft gestaltet werden könnte.
Anmeldung VHS Murnau W10216
3x ab Mo, 10.10.22, 19:00 - 20:30 Uhr
Dr. Adelheid Garg, Politikwissenschaftlerin
Mehrgenerationenhaus Murnau
EUR 18,00 / 7 - 20 Teiln.
